Wortwiese
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  Neue Gedichte 18.04.2024 01:58 (UTC)
   
 
Hier stelle ich immer die neuesten Gedichte hinein und sie bleiben dann eine Weile hier, bis ich sie in die alphabetische Liste einordne. Das aktuellste Gedicht wird immer oben angereiht.

zuletzt aktualisiert am 27.1.10
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Tod eines Traums

 

Ein schlafender Riese, der niemals erwacht,

hat schreckliche Träume in endloser Nacht.

 

Sie zeigen ihm Bilder von aschgrauen Städten,

in denen sich Menschen die Füße zertreten,

wo jeder sich sputet und angestrengt ist,

und jeder der Masse den andren vergisst,

wo Sex und Gewalt um die Übermacht streiten

und machtgeile Herrscher den Terror verbreiten,

die, während sie ihre Atomwaffen zünden,

den weltweiten Kampf gegen Kriege verkünden.

Und hinter den Wolken ein sterbender Himmel;

Brot für die Welt, doch am Brot nagt der Schimmel.

 

Ein schlafender Riese, im Traum eine Welt,

die einzig sich noch durch die Hoffnung erhält.

Den Träumer verzehren gar schreckliche Schmerzen,

doch trägt er den Wunsch nach dem Guten im Herzen,

denn einst hat er selbst diese Menschheit erdacht,

nun geht sie zugrunde

in endloser Nacht.






Dahingelebt

 

 

Bienchen, Blümchen, Seifenblasen

und der Papa mäht den Rasen.

Mama bringt uns Limonade

und wir naschen Schokolade.

Morgens in den Kindergarten,

abends auf den Sandmann warten,

Freude, Spiel und Heiterkeit -

wunderschöne Kinderzeit!

 

Xbox, Fußball, Zigaretten,

unser ganzes Geld verwetten.

Wodka macht den Abend schöner

und wir essen nur noch Döner.

Morgens vor der Schule fliehen,

abends durch die Discos ziehen,

hackevoll von früh bis spät -

durchgezechte Pubertät!

 

Schreibtisch, Akten, Unterlagen,

nur noch Schlips und Anzug tragen.

Kaffee bis die Venen brennen,

mittags schnell zum Bäcker rennen.

Morgens wunde Augen reiben,

abends in der Firma bleiben,

sehr viel Geld für Steuern geben,

grauenhaftes Arbeitsleben!

 

Frühstück, Mittag, Abendessen,

zwischendurch den Blutdruck messen,

Tee in zehn verschiednen Sorten

und im Keller Kuchen horten.

Morgens sticht es meist im Herzen,

abends gibt es Leberschmerzen,

bald vom Sofa auf die Bahre,

wohlverdiente Rentenjahre!






Untergang einer Familie

 

 

Mein und Dein - Trug und Schein,

greif’ in eure Taschen ‘rein.

 

Vater ruft, denn er hat Hunger,

liegt schon lange krank im Bett,

doch durch all den Lachs und Hummer,

macht er uns gar großen Kummer,

wird er doch nur faul und fett.

 

Einst, da ward er einmal ehrlich,

tat etwas für seine Brut,

waren ihm doch unentbehrlich,

doch die Arbeit ward beschwerlich,

ihn verließ der Arbeitsmut.

 

Nun verschlingt er unsre Speisen,

bringt uns um das letzte Brot,

jeden Tag auf neue Weisen,

er verlangt, dass wir ihn preisen,

treibt uns Kinder in die Not.

 

Ungerecht - kalt und hart,

so ist unser Papa Staat!







 

Impferno

 

Es ist klasse, wenn die Masse

alles glaubt und niemals fragt,

und der Zweifler, eingeschüchtert,

keine falschen Fragen wagt.

 

Es ist herrlich, wenn man ehrlich

scheinen kann und doch nur lügt,

und der Seuchenschutzexperte

für das eigne Wohl betrügt.

 

Es ist spitze, wenn die Spritze

allen in die Arme sticht,

und die Menschen nie erfahren:

Eine Seuche gibt es nicht.

 

Es ist prächtig, wenn man mächtig

über all dem Übel steht,

und das Geld die Kassen flutet,

wenn das Volk zugrunde geht.





Totenstarre(n)

 

Viel passiert und du bist Zeuge,

labe dich an fremdem Leid,

und die Kiste gibt dir alles,

wonach deine Seele schreit.

 

Du siehst Terror und Verderben,

täglich grüßt das Murmeltier,

gäb es Tage ohne diese,

wäre es so leer in dir.

 

Und die Auswahl ist gar riesig,

Hunger- oder Seuchentod,

hätt’ die Kiste keine Leichen,

wär die Existenz bedroht.

 

Ja, so sitzt du immer gierig

über einen Sarg gebückt,

drückst die Knöpfe und entscheidest,

welcher Tod dich jetzt beglückt.






Sackgasse


Das Maß aller Dinge
ist die Größe der Schlinge.

Denn in einer Welt, die langsam verendet,
in der man die Menschen wie Häuser verpfändet
der Pöbel verhungert,der Adel verfettet,
der Reiche auf goldenen Laken sich bettet,
wogegen dem Armen in heutiger Zeit
als einzige Decke das Leichentuch bleibt,
verkriecht sich ein Jeder, so gut er nur kann,
und prangert die Feigheit der anderen an,
beklagt sich darüber, dass keiner sich regt
und irgendwann einmal die Mauern zerschlägt,
die Ober- und Unterschicht säuberlich trennen
die deutlich die Meister und Sklaven benennen.

Das Maß aller Dinge
ist die Größe der Schlinge.
Doch muss die Verzweiflung zur Frage uns drängen:
Wer füttert die Herrscher, wenn erst alle hängen?


 

 










 


 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Alle Rechte liegen bei mir ;)
 
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