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Schaulustig
Der Berg, in weiß gehüllt, erstarrt
beim Anblick dieser Schreckenstat.
Im Schutz des Schnees der alte Mann
zieht zitternd schwere Last heran.
Er bückt sich tief ,um das zu heben
was ihm am Bergesfuß gegeben.
Es ist die Kette an dem Seil,
die zieht das schwere, eisern Beil
bis an die Spitze der Montur
und all die Kinder staunen nur.
Sie stehen rings um ihn herum,
die Augen groß, die Münder stumm.
Er winkt den Bub zu sich heran,
der sich nur schwer entziehen kann,
von der Verlockung der Gefahr,
der Alte findet’s wunderbar.
So ist der Knabe schnell fixiert,
das Hackebeil, es wird justiert,
mit einem Schnitt zerfällt das Seil,
herab rast das monströse Teil.
Es spritz das matschig Zeug in Mengen
als würd man einen Kürbis sprengen.
Der Jubel und die Freudenklänge
und das Getose in der Menge;
der alte Mann ganz freudig lacht,
welch Kunststück hat er hier vollbracht.
Es ist nicht viel, er denkt nur weit
und weiß von der
Schaulustigkeit.
Schlaf
Kraft der Bäume,
wenn ich träume,
steig ich weit,
ins Blätterkleid,
Such mir die Äste,
bau mir ein Neste,
mach mich klein,
bin ganz allein,
verlier die Zeit,
im Baum - es schneit,
ein ganzes Jahr,
das ich nicht sah,
doch sucht mich keiner,
mach mich noch kleiner,
will mich verstecken,
soll keiner entdecken,
wo ich bin,
hat seinen Sinn,
zur ewigen Ruh’
die Augen sind zu.
Schuldig
Schuldig bin ich meiner Worte
Schuldig bin ich meiner Tat
Schuldig bin ich meiner Sorte,
meiner Rasse, meiner Art.
Traurig bin ich über Leichen
Traurig bin ich über Tod
Traurig bin ich über Weichen,
die ich stellte, für das Rot.
Schmutzig bin ich wegen Taten
Schmutzig bin ich wegen mir
Schmutzig bin ich und missraten,
bin kein Mensch, schon gar kein Tier.
Schulschluss
Vom einen auf den andren Fuß,
so wieg’ ich mich verlegen.
Und niemand hier in diesem Raum
wollt’ Freundschaft mit mir pflegen.
Ich lächle leicht, bin aufgeregt,
denn mich beäugt die Menge.
Und deren ganze Ignoranz,
ist das, was ich verdränge.
Mir juckt der Hals, ich kratze mich,
die Masse zuckt zusammen.
Und ich bekomme das Gefühl,
als würden alle bangen.
Ich schaue kurz noch auf die Uhr,
nun ist es kurz vor Ende.
Und überall in mir wird’s kalt,
mir zittern beide Hände.
Der Gong ertönt, doch keiner geht,
ja, mich beäugt die Menge.
Ich steh’ im Licht, ihr wartet ab,
bis ich mich schließlich sprenge.
Stark bis zum Ende
Wie elend ich auch wirken mag,
mir geht es gut, an jedem Tag.
Ich spare nur die Nahrung ein,
dann bin ich schön, so soll es sein.
Der Weg zum Bahnhof fällt mir schwer,
die Beine tragen mich kaum mehr.
Doch halte ich die Regel ein,
dann bin ich schlank, so soll es sein.
Die Menschen blicken stets schockiert,
mir wird die Krankheit suggeriert.
Ich gehe niemals darauf ein,
dann bin ich stark, so soll es sein.
Mir fehlt die Kraft, wie ich es weiß,
ich falle nieder auf das Gleis.
Der Zug fährt in den Bahnhof ein,
dann bin ich fort und ganz allein.
Stets zur Nacht
Unten bei den Kellerasseln,
zwischen Staub und alten Dielen,
hört man leis’ das Feuer prasseln,
denn das Mädchen will noch spielen.
All die Käfer und die Ratten
sitzen dicht an dicht gedrängt,
werfen durch die Flammen Schatten,
sie hat ihnen Licht geschenkt.
Ist man still, so hört man’s schaben,
steter Tropfen höhlt den Stein.
Wie sie sich dort an ihr laben,
ja, so mag sie’s , so soll’s sein.
Niemand wagt es, sie zu stören,
letztes Lächeln im Gesicht,
wird man sie des Nachts nur hören,
und im Sarge brennt noch Licht.
Sonnenuntergang
Wo, mein Herz, wo wirst du sein,
wenn die Welt zugrunde geht?
Hälst du weiter noch den Schein,
bis das letzte Blatt verweht?
Wann, mein Stolz, wann brichst du ein,
wenn der Mensch zu Boden geht?
Dein Gewissen, ist es rein,
wenn der Richter vor dir steht?
Wie, mein Freund, hast du gelebt,
wenn der Weg zu Ende geht?
Hast du nach dem Glück gestrebt
oder kommt das Licht zu spät?
Tier
Fütter mich, ich bin dein Tier,
bleibe immer nah bei dir.
Schmiege mich an deine Beine,
harmlos und verspielt erscheine.
Hab mich lieb, ich bin dein Tier,
stille meine große Gier.
Sucht nach Wärme und nach Küssen,
wirst mich immer lieben müssen.
Pass nur auf, ich bin dein Tier,
sauge Blut wie ein Vampir.
Verlierst an mir das Interesse,
dann wart nur ab, bis ich dich fresse.
Treue
Wer zu oft auf fremden Wiesen,
dem sei hier und jetzt gepriesen,
irgendwann kackt wer ins Gras,
dann bringt das Grasen nicht mehr Spaß.
Denn sieht kein Bauer allzu gerne,
sein eigen Rindvieh in der Ferne.
Dort mag zwar frische Weide sein,
doch wenn man liebt, bleibt man daheim.
Töchterchen mein
Süßer Duft im dichten Laub
und die Hände, sie sind taub.
Von der Eule es erfahren,
grabe schon seit sieben Jahren.
Kleines Herz im dichten Laub
und die Brust zerfällt zu Staub.
Berge dich aus dunkler Erde,
dafür, dass ich ruhiger werde.
Engelskind im dichten Laub
und die Unschuld nimmt ein Raub.
Fühle dich in Nachtes Schwärze
und der Docht sinkt in die Kerze.
Vom alten Mann und Häuselein
Seit Jahr und Tag ein Häuslein steht,
Häuslein an der Weide,
nun fragt ihr mich, wenn ihr hier geht,
warum ich’s Häuslein meide.
Im Häuslein wohnt ein alter Mann,
alter Mann mit Krücken,
den seh’ ich mir von weitem an,
Mann beim Blumenpflücken.
Im Hofe sitzt ein kleines Kind,
kleines Kind im Sande,
an dessen Arm das Blut gerinnt,
armes Kind voll Schande.
Der Mann hat viele Messerlein,
Messerlein im Keller,
sticht gern auf kleine Kinder ein,
erst langsam, immer schneller.
Drum meide ich das Häuslein dort,
Häuslein voll von Leichen,
es ist ein gar so schrecklich Ort,
will nie die Tür erreichen.
Wahndreieck
Ich weiß, wie er heißt,
ich weiß, wie er küsst,
ich weiß, wie er dich an der Haustür begrüßt,
ich weiß wie er riecht,
ich weiß, wie er klingt,
ich weiß, wie er in deinen Armen versinkt,
ich weiß du betrügst,
ich weiß, dass du lügst,
ich will, dass du winselst und flehst und dich fügst.
Die Nacht war sehr kurz und ich sitze im Wagen,
ein Tag , an dem all meine Sinne versagen,
und jeder am Straßenrand sieht aus wie du,
bin schrecklich betrunken und zornig dazu.
Ich greif' deprimiert in die Tasche zur Rechten
und lass’ mich erneut von der Gier in mir knechten,
Ein Blick in die Flasche, im Whiskey dein Lachen,
ich kipp’ dich hinunter, du brennst mir im Rachen.
Im Nebel der Rage versagen die Augen,
so zittrig die Hände, dass sie nichts mehr taugen,
doch für eure Kehlen wird’s gerade noch reichen,
in meiner ist’s trocken und ich schmecke
Leichen.
Mein Wagen hebt ab, gar als würde ich
fliegen,
ich seh mich verblutend im Autowrack liegen
und fühl mich, als ob ich mich nicht dort befinde,
in langsamen Zügen dem Körper
entschwinde.
Du weißt ,wie er heißt,
hast nie ihn geküsst,
ich habe den Wahn mit dem Leben gebüßt,
weißt nicht, wie er riecht,
doch weißt, wie er klingt,
weil er dir doch häufig die Post überbringt,
du hast nie gelogen,
du hast nie betrogen,
und alles war nur aus den Fingern gesogen.
Winde der Wahrheit
Der Sturm verweilt im Westen,
uns alle zu verpesten,
uns alle auch zu mästen
die Willenskraft zu testen.
Der Sturm verteilt die Gaben,
an denen wir uns laben,
an denen wir nichts haben,
die uns dann doch nur schaden.
Der Sturm verlacht das Treiben,
es hilft am End dem Leiden,
es hilft am Schluss zu bleiben,
die Menscheit auszuweiden.
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Alle Rechte liegen bei mir ;)
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