Wortwiese
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  Gedichte von A-D 26.04.2024 20:17 (UTC)
   
 
Am Grabe                                                       


Mit Tränen in den Augen         
an meines Vaters Grab,
stell ich mir nun die Frage,
was ich ihm jemals gab.

Zu Lebzeit Last getragen,
das Glück nicht immer sein,
doch Arbeit mocht er gerne,
so hatte es den Schein.

Geholfen wo er konnte,
ich schätzte seine Art,
verlor er nie das Lachen,
war auch sein Leiden hart.

Das Leben wich der Krankheit,
gefesselt war ans Bett,
so war auch die Matratze
am Schluss die Sterbestätt’.  

So knie’ ich hier am Boden,
die Augen schwellen an,
Erinnerung in Tränen,
er war ein guter Mann.


Amok                                                   


Was ich denk, will keiner wissen,
weine abends in mein Kissen
Und des Nachts in meinen Träumen,
sehe ich mich zwischen Zäunen.

Was ich fühl, will keiner hören,
würde nur die Ruhe stören
Und des Nachts in meinen Träumen,
seh’ ich mich in engen Räumen.

Was ich wünsch, will keiner geben,
Liebe und ein freies Leben
Und des Nachts in meinen Träumen,
wüte ich in engen Räumen.

Was ich tu, will keiner sehen,
niemand wird es je verstehen
Und des Nachts in meinen Träumen,
sterbe ich dann zwischen Zäunen.


Besuch


Vertrauen gut, Kontrolle besser,
das war, was ich mir gesagt,
als ich mich an jenem Tage
in der Nacht zu ihr begab.

Es war kalt und wollt bald schneien
und im Auto fror ich sehr
so nahm ich mir, nur zum Schutze,
noch ein warmes Schlückchen mehr.

Klingeln tat ich und auch klopfen
doch kam niemand an die Tür
etwas konnte da nicht stimmen
hatte ich so im Gespür.

Hinterm Haus in ihrem Garten
legte ich mich ins Gebüsch
sah von dort aus in dem Zimmer
sie und einen Mann am Tisch.

In mir kochte etwas über
Alkohol, Adrenalin
alles was ich nun noch brauchte
war ein Streichholz und Benzin.

Vertrauen gut, Kontrolle besser,
und nun hatt ich meine Ruh.
Saß im Wagen lächelnd nieder
hinter mir die Tür schlug zu.


Das Grauen


Das Grauen trägt gar viele Masken,
es schleicht sich an auf samtig Fuß
und dort am Firmament das Feuer
ist seine Signatur, sein Gruß.

Wie Schlingen einer Teufelspflanze,
wächst es von unten an empor.
Der schrille Ton in deinen Ohren
Entspringt des Grauens Schmerzenschor.

Und hat es dich erst leergefressen,
mit Angst dein ganzes Herz zerstört,
bleibst du zurück, mit leeren Augen
und bist vom Blutgeruch betört.

Das Grauen trägt gar viele Masken,
nun merke auf, dass du es hörst,
es mag sich tarnen, doch sei sicher,
dass du es meistens selbst beschwörst.

Der Fortschritt, unser Freund


Ganz langsam aber sicher
versiegt der Fluss im Tal.
Der Fischer hebt die Reuse,
sein Antlitz ist aschfahl.

Es krümmen sich zwei Karpfen,
die Kiemen blutgetränkt.
Der Alte kniet sich nieder,
hat ihnen Tod geschenkt.

Geschultert ist die Flinte,
im Wald wird aufgeräumt.
Bei Rehen und bei Hirschen,
das Maul hat geschäumt.

Der ewige Begleiter,
des Mannes treuer Hund,
auch ihn muss er erlösen,
so blutig war sein Schlund.

Und allerletzten Endes
betritt er sein Schafott.
Hebt klagevoll die Arme,
der Scharfrichter ist Gott.

Enthauptung bringt den Frieden,
die Rettung vor der Welt.
Die Menschheit hat vernichtet,
was Leben uns erhält.

Triumph winkt der Maschine,
versklavt uns allesamt.
Beneidenswert der Alte:
Hat’s zeitig noch erkannt.


Der Herr


Ich bin der Herr der Elemente,
mach mir das Wasser Untertan.
Und auch am Feuer, an der Erde,
hab ich schon meine Hände dran.

Aus meinen Augen fließen Bäche,
die sich erschütten über euch.
Und bin ich zornig, bebt der Boden,
mit Blitz und Donner ich euch scheuch.

Mach ich den Mund auf, pust ich kräftig,
verweht der Sturm euch Haus und Haar.
Und sehe ich den Trümmerhaufen,
fühl ich mich stark und wunderbar.

Doch schwindet mir die Lust am spielen,
ich lasse euch allein zurück.
Und such mir eine neue Puppe,
die ich ganz langsam dann zerpflück.


Der Mensch in seiner schönen Welt


Hinter einer alten Linde
ritz ich Worte in die Rinde,
ganz behutsam und gelinde,
da ich Schmerzen schrecklich finde.

Reihe Wort an Wort zu Sätzen,
längenmäßig schwer zu schätzen,
lass mich dabei ungern hetzen,
Rinde ist schwer zu ersetzen.

Nun denkt euch in meine Lage,
steh dort ewig viele Tage,
Müdigkeit wird mir zur Plage,
doch ich ritze, ohne Frage.

Jäh roll’n an Planiermaschinen,
surren wie millionen Bienen,
plötzlich aus dem Nichts erschienen,
wollen sich hier Geld verdienen.

Hinter einer toten Linde
wein ich, weil ich’s traurig finde,
fliegen Tränen fort im Winde,
frag mich, wo ich mich befinde.


Des Fasses letzter Tropfen


Der Wein, er gärt im Eichenfass,
blutrot färbt er die Wände,
das Mädchen wird so schrecklich nass,
wie es dort steht, sich nicht bewegt,
so öffne ich die Tore.

Das Feuer knistert, wärmt sie gut,
sie trinkt aus meinem Glase,
das Mädchen sanft im Sessel ruht,
wie es genießt, die Augen schließt,
so sprech ich in ihr Ohre.

Die Augen glänzen, wie aus Gold,
stumm lauscht sie meinen Worten,
das Mädchen mir zur Stiege folgt,
wie es nicht schaut, mir gleich vertraut,
so führ ich sie empore.

Der Wind heult leise, wie ein Tier,
sie lässt sich zart berühren,
das Mädchen wird dort mein Geysir,
wie es zerläuft, im Blut ersäuft,
so füll ich die Amphore.

Das Blut, es gärt im Eichenfass,
tiefrot färbt es die Wände,
das Mädchen ist so schrecklich blass,
wie es verlebt, sich nicht bewegt,
so trag ich sie zur Kore.



Die letzte Bastion


Still und eisig liegt der Wald,
der nunmehr schon Äonen alt,
die starre Hand der Kälte krallt;
sich über dir zur Faust geballt,
sie jagt hinab mit Urgewalt,
mit der sie schon gar viele schalt.


Im Wipfel sitzt kein Vogel mehr,
die Bäume sind des Lebens leer.
Der tote Boden als Gewähr:
Das Überleben fällt dort schwer.
Das Bein, es schmerzt vom Frost so sehr,
so dient man Uller zum Verzehr.


Der Gipfel liegt in Frieden da,
der Himmel scheint zum Greifen nah,
doch ist die Sicht auch noch so klar,
so überwiegt doch die Gefahr.
Kein Mensch, der ihn im Leben sah;
der Schnee bleibt sauber, Jahr um Jahr.


Der Weg dorthin, schier endlos weit,
gar viele wurden eingeschneit
und niemals mehr vom Eis befreit.
So liegt das Land in Einsamkeit
und bis in alle Ewigkeit
in Stolz und Überlegenheit.



Du     -       Ich


Ich bin die Schwärze,
du bist das Licht,
du bist Gesundheit
und ich bin Gicht.

Ich bin das Feuer,
du bist das Meer,
du bist das Volle
und ich bin leer.

Ich bin der Drache,
du bist die Fee,
du bist die Sonne
und ich der Schnee.

Ich bin die Ruhe,
du bist die Hetze,
bleiben für immer
Gegensätze.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Alle Rechte liegen bei mir ;)
 
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